Flesh Tunnel
Flesh Tunnel
Der Begriff Flesh Tunnel (oder deutsch Fleischtunnel) bezeichnet einen zumeist aus Edelstahl, Titan, Silikon oder Horn gefertigten Piercingschmuck für geweitete Piercings.
Flesh Tunnel halten das Piercing in der gedehnten Größe und bilden somit einen offenen Kanal. Die Größen variieren je nach Hersteller oft in ganzen Millimeterschritten.
Meist werden Flesh Tunnel im Ohrläppchen getragen, da es sich zum Dehnen besonders gut eignet. Der Einsatz ist jedoch auch an weiteren Stellen möglich. Neben zweiteiligen Flesh Tunnels mit Schraubgewinde gibt es auch sogenannte Tubes, die an den Enden mit O-Ringen verschlossen werden.
Das Tragen geweiteter Piercings geht auf afrikanische Bräuche zurück und etablierte sich in den vergangenen Jahren zunehmend auch in westlichen Kulturen als Modeschmuck.
Zum Dehnen des Piercings empfiehlt es sich, einen konisch verlaufenden Dehnungsstift zu verwenden, um das Gewebe, gerade bei Tunneln mit Außengewinde, nicht zu verletzen.
Da es insbesondere bei größeren Durchmessern zu vermehrter Talgablagerung und Geruchsbildung kommen kann, sollten Schmuckstück und Stichkanal regelmäßig gereinigt werden.
Ohr Plug & Plugs
Der Begriff Plug (engl. für Pflock) bezeichnet eine besondere Form des Piercingschmucks. Plugs sind runde, scheiben- bzw. zylinderförmige Objekte, die an den Seiten einen größeren Durchmesser besitzen als in der Mitte und die Piercingöffnung vollständig ausfüllen. Das Tragen von Plugs ist in der Regel erst nach dem Dehnen des Piercings möglich.
Geschichte
Bereits im antiken Ägypten wurden Plugs von beiden Geschlechtern in den Ohrläppchen getragen. Die Inka trugen Plugs aus Gold oder Silber, welche oftmals als Statussymbole dienten. Die Ohrläppchen wurden dazu auf mehrere Zentimeter aufgedehnt. Der spanische Name für die Inka lautete orejones, was soviel bedeutet wie „große Ohren“. Auch heute noch sind traditionelle Plugs bei vielen indigenen Völkern verbreitet. Die Miao und Hmong in Südostasien tragen Plugs aus Elfenbein, bei den Akha in Vietnam sind Plugs aus Silber bei der weiblichen Bevölkerung verbreitet. Im westlichen Kulturkreis etablierten sich Plugs erst Mitte der 1990er Jahre als Schmuckform für geweitete Piercings.
Formen und Größen
Plugs können in zwei verschiedenen Ausführung gefertigt werden. Man unterscheidet zwischen geraden (straight plug) und konischen (flared/double flared plug): straight plug: hierbei handelt es sich um ein einfaches, zylindrisches Objekt. Der Plug wird durch O-Ringe oder Schraubverschlüsse in Position gehalten. flared plug: der Plug ist konisch geformt, d.h. er ist in der Mitte schmaler als an den Seiten. Dies führt dazu, dass der Plug allein durch seine Form in der gewünschten Position bleibt. Die Größe des Plug kann zwischen wenigen Millimetern und mehreren Zentimetern variieren. Meist beginnen die Standardgrößen bei vier Millimetern. Größenangaben erfolgen entweder in Millimeter Durchmesser oder Gauge.
Material
Jedes für Piercingschmuck verwendete Material wie Titan, Edelstahl, Niob, PTFE kann auch für Plugs verwendet werden. Insbesondere bei Plugs sind jedoch organische Materialien, beispielsweise Horn und Ebenholz beliebt. Häufig werden auch Minerale oder Quarze verarbeitet.
Ähnliche Formen
Eine häufig alternativ zum Plug getragene Schmuckvariante ist der Flesh Tunnel und Tubs. Dieser bildet einen offenen Kanal der es ermöglicht durch den Stichkanal hindurchzuschauen. Vergleichbar mit dem Plug werden vor allem bei indigenen Völkern in Afrika Lippenteller für gedehnte Labret-Piercings getragen.
Dehnungsstift, Dehnungsstab, Dehnstab & Dehnstäbe
Ein Dehnungsstift (auch Taper genannt) ist ein konisch verlaufender Hartplastik- oder Metallstift, der sowohl zum Dehnen von Piercings als auch zum leichteren Einführen von Schmuck in bereits fertig gedehnte Piercings verwendet wird. Meist sind sie aus Edelstahl oder Acryl gefertigt.
Dehnungsstifte sind in verschiedenen Größen erhältlich. Sie werden über das größere Ende definiert und haben dort eine Hohlstelle um den einzuführenden Schmuck besser ansetzen zu können. Ihre Länge variiert zwischen fünf und zehn Zentimetern.
Alternativ existieren auch kreisförmige Dehnungssicheln. Diese können während des Dehnvorgangs permanent als Schmuck getragen und langsam nach Belieben nachgeschoben werden.
Der Dehnungsstift wird zunächst mit Gleitmittel bestrichen und mit der dünneren Seite voran in den Stichkanal eingeführt, der Schmuck wird am Ende des Dehnungsstiftes angesetzt und so nahtlos in den Stichkanal eingebracht.
Dehnen von Piercings und Ohrlöcher
Das Dehnen von Piercings (auch Stretching) bezeichnet die beabsichtigte Vergrößerung des Stichkanals eines Piercings, um Piercingschmuck mit größerem Durchmesser tragen zu können.
Meist wird diese Praxis beim gepiercten Ohrläppchen durchgeführt, grundsätzlich kann jedoch jedes Piercing auf einen gewissen Durchmesser erweitert werden. Knorpelpiercings sind gewöhnlich schwieriger zu dehnen und können dabei Wulstnarben bilden, wenn sie zu schnell gedehnt werden. Problematisch ist auch das Weiten von Oberflächenpiercings, da diese einer starken Spannung ausgesetzt sind. Um den Stichkanal nicht zu verletzen, wird er üblicherweise in kleinen Schritten gedehnt.
Methoden
Zur Vergrößerung eines Piercings gibt es verschiedene Methoden unterschiedlichen Ursprungs und für verschiedene Zwecke. Das einfache Dehnen des Stichkanals erfordert dabei meist etwas Geduld, da das Gewebe zwischen den einzelnen Schritten einige Wochen benötigt, um sich zu lockern und bei weiterer Vergrößerung nicht einzureißen. Der gedehnte Stichkanal bildet sich nach Herausnehmen des Schmucks jedoch nach einiger Zeit wieder um einige Millimeter zurück. Das Einschneiden des Kanals dagegen ist schmerzhafter und kann nur durch einen weiteren chirurgischen Eingriff wieder rückgängig gemacht werden.
Eine weitere Methode der Körpermodifikation, um größeren Schmuck tragen zu können, ist das sogenannte Dermal Punching, wobei kein bereits vorhandener Stichkanal vergrößert, sondern ein entsprechend großes Loch direkt herausgestanzt wird. Meist wird diese Methode in der Ohrmuschel bevorzugt, da sich Knorpelgewebe nur sehr schlecht dehnen lässt. Zudem verläuft der Heilungsprozess in der Regel zügiger, da weniger Druck auf den Schmuck entsteht.
Verwendung eines Dehnungsstiftes
Dies ist die verbreitetste Technik um Piercings zu dehnen. Dabei wird ein konisch verlaufender Dehnungsstift (Taper) verwendet, der zuvor mit Gleitgel bestrichen und vorsichtig in den Stichkanal eingeführt wird. Der Schmuck mit größerem Durchmesser wird anschließend am Ende des Dehnungsstiftes angesetzt und hinterhergeschoben. Alternativ kann auch eine kreisförmige Dehnungssichel verwendet werden. Die Dehnungsstifte sind in verschiedenen Größen erhältlich und werden über das größere Ende definiert und haben dort eine Hohlstelle um den einzuführenden Schmuck besser ansetzen zu können. Meist sind sie aus Edelstahl oder Acryl gefertigt. Die Länge der Dehnungsstifte variiert zwischen fünf und zehn Zentimeter.
Verwendung anderer Hilfsmittel
Neben kommerziell hergestellten und vertriebenen Dehnungsstiften können prinzipiell verschiedenste Gegenstände zum Dehnen verwendet werden. Entweder handelt es sich um konische Objekte, die zum Ende hin breiter werden und eine glatte Oberfläche aufweisen oder es werden verschiedene kleinere Objekte neben einander verwendet. Beim eigenhändigen Dehnen von Piercings werden oft einfache Stricknadeln oder Kugelschreiber verwendet. Hierbei ist besonders auf Hygiene und unverkratzte Materialien zu achten. Wie auch bei Dehnungsstiften ist die Verwendung von Gleitmittel wie Vaseline oder Öl ratsam.
Verwendung von Teflon-Band
Teflon hat die Eigenschaften, dass es sehr glatt und verträglich ist. Hierbei wird der Schmuck herausgenommen und eine dünne Schicht von nicht-klebendem Teflonband um das Piercing gewickelt. Anschließend wird der Schmuck wieder eingesetzt und der Prozess wiederholt sobald sich das Piercing an den größeren Durchmesser angepasst hat. Handelsübliches Teflonband ist ca. 0,1 mm dick. Um die empfohlene Dehnungsrate von 1mm je Monat zu erreichen wird alle 6 Tage je eine neue Schicht Teflonband um den Schmuck gewickelt.
Verwendung von Gewichten
Großer, schwerer Piercingschmuck oder andere schwere Objekte können zum Dehnen verwendet werden. Diese Methode wird nur selten angewandt, da sie sehr unkomfortabel ist und das Piercing zum Wandern bringen kann. Besonders am Ohr führt diese Methode zu einer dauerhaften Verdünnung des Gewebes.Dennoch handelt es sich hierbei um die traditionelle Methode verschiedener Volksstämme wie den Dayak in Borneo, die extreme Formen der Ohrlochvergrößerung praktizieren.
Ohne Verwendung von Hilfsmitteln
Der Schmuck kann auch ohne Verwendung von Hilfsmitteln durch das vorhandene Piercing gedrückt werden, was allerdings oft zu Blutungen, Entzündungen oder Vernarbung führt und das weitere Dehnen erschwert. Auch kann der gesamte Stichkanal bei unvorsichtiger Anwendung herausgestülpt werden. Manche Piercings dehnen sich auch selbstständig durch das einfache Tragen von Schmuck, wodurch größere Durchmesser problemlos eingesetzt werden können. Oft passiert dies an Stellen an denen das Piercing viel in Bewegung ist oder bei regelmäßigem Spielen (wie z. B. beim Zungenpiercing).
Schneiden
Bei dieser Methode wird der Stichkanal nicht wie üblich gedehnt, sondern unter Verwendung eines Skalpells aufgeschnitten um den Durchmesser zu erweitern. Häufig wird dieser Eingriff angewandt um das Piercing schnell auf einen größeren Durchmesser zu bringen und besonders große Fleischtunnel oder Earplugs einsetzen zu können. Auch kann die Position eines größeren Piercings damit leicht versetzt werden.
Verwendung von Skalpell und Dehnungsstift
Auch wird gelegentlich eine besonders schmerzhafte Methode angewandt, bei der das Gewebe erst eingeschnitten und anschließend mit einem Dehnungstift auf einen größeren Durchmesser gedehnt wird.
Schmuck
Spiralen dienen als Schmuck, wobei das Piercing gleichzeitig gedehnt wird für geweitete Piercings gibt es eine große Auswahl an einsetzbarem Piercingschmuck. Sobald das gedehnte Piercing abgeheilt ist, können auch Materialien eingesetzt werden, in denen Schmuck in geringeren Durchmessern nicht erhältlich ist. Neben einfachen Ball Closure Rings und Barbells in größeren Materialstärken, können beispielsweise im Septum-Piercing spezielle Septum Tusks getragen werden.
Im Ohr wird meist ein Plug oder ein durchschaubarer Fleischtunnel getragen. Erhältlich ist der Schmuck in verschiedenen Materialien wie Stein, Holz, Horn, Silikon, Bernstein oder Glas. Da viele Materialien wie Holz oder Horn besser atmen, als dies bei Metall oder Kunststoff der Fall ist, kommt es hierbei zu weniger Talgbildung.
Vergleichbar zu Tunneln existieren sogenannte Plugs, die sich dadurch unterscheiden, dass sie in der Mitte nicht hohl sind. Auch diese können aus unterschiedlichen Materialien gefertigt sein und bilden oft ein Motiv oder Muster ab.
Darüber hinaus existiert auch Schmuck, der auch zum Dehnen verwendet wird. Oftmals in Form von Spiralen kann er in regelmäßigen zeitlichen Abständen weitergeschoben werden, wodurch das Piercing gedehnt wird.
Um den Effekt eines größeren Schmuckstücks zu erzielen, ohne das Piercing zuvor auf eine entsprechende Stärke weiten zu müssen, können spezielle Anfertigungen, sogenannte Fake-Plugs getragen werden, die mit Hilfe eines dünnen Steges in zwei Teile auseinander genommen und durch ein gewöhnliches Ohrloch mit kleinem Stichkanal gesteckt werden können. So entsteht die Illusion eines durchgängigen Schmucks mit massiver Materialstärke.
Beispiele für gedehnte Piercings
Üblicherweise findet das Dehnen bei einem Piercing des Ohrläppchens statt. Allerdings können auch Piercings in anderen Körperregionen gedehnt werden. Voraussetzung dafür ist lediglich, dass genügend Gewebematerial zwischen der Hautoberfläche und dem Stichkanal vorliegt, da sonst ein Dehnen zum Herauswachsen des Piercings führen kann.
Geschichte und Kultur
Gedehnte Piercings sind wahrscheinlich so alt wie Piercings selber. Alle modernen Dehnungsmethoden wurden bereits von indigenen Kulturen angewandt. Aus der Bildhauerkunst ist bekannt, dass besonders in Asien gedehnte Ohrlöcher bereits vor tausenden von Jahren üblich waren, und viele afrikanische und südamerikanische Volksstämme nutzen diese Form des Körperschmucks noch heute, wobei unter anderem die Lippen auf zum Teil enorme Größen gedehnt werden. Heutzutage hat die moderne Form des Körperschmucks diese alte Technik erneut populär gemacht und ist in zahlreichen Jugend- und Subkulturen zu finden. Diese Entwicklung wurde besonders von der Bewegung der Modern Primitives vorangetrieben.
Größen Tabelle
Der Schmuck wird in Europa in Millimetern gemessen. In den USA dagegen in Gauge beginnend bei 20 g bis zu 0000g. Größere Durchmesser werden in Zoll (Inch) angegeben.
Die folgende Tabelle zeigt die üblichen Maße der erhältlichen Schmuckstücke.
Millimeter | Gauge | Zoll |
---|---|---|
1,0 mm | 18 g | 5/127″ |
1,2 mm | 16 g | 3/64″ |
1,6 mm | 14 g | 1/16″ |
2,0 mm | 12 g | 5/64″ |
2,4 mm | 10 g | 3/32″ |
3,2 mm | 8 g | 1/8″ |
4,0 mm | 6 g | 5/32″ |
5,0 mm | 4 g | 3/16″ |
6,0 mm | 2 g | 1/4″ |
8,0 mm | 0 g | 5/16″ |
10,0 mm | 00 g | 3/8″ |
11,0 mm | 000 g | 7/16″ |
12,7mm | 0000 g | 1/2″ |
14,0 mm | – | 9/16″ |
16,0 mm | – | 5/8″ |
19,0 mm | – | 3/4″ |
22,0 mm | – | 7/8″ |
25,0 mm | – | 1″ |